Das Gesundheitsministerium musste auf Antrag von WELT umfangreiche Akten aus den ersten Wochen der Pandemie Anfang 2020 freigeben. Sie zeigen: Warnsignale wurden registriert, ihre Bedeutung aber verkannt. Dann war es schon zu spät.0
Dreiundvierzig Tage nachdem China den Ausbruch einer unbekannten Lungenkrankheit gemeldet hat, spricht Jens Spahn im Bundestag: „Wir sind wachsam, wir sind aufmerksam, wir sind gut vorbereitet“, so der damalige Gesundheitsminister der CDU am 12. Februar 2020.
Spahn, immer noch sehr jung und sehr ambitioniert, sagt das und bekommt lauter Lob und Beifall, auch von Abgeordneten der Linkspartei und der AfD. Es sei „wohltuend, dass Sie sich deutlich gegen Panikmache und Alarmismus gewandt haben“, sagt etwa Harald Weinberg von den Linken. Ähnlich äußert sich der AfD-Mann Robby Schlund.
Im Rückblick fällt das Urteil über Spahn weniger schmeichelhaft aus. Umfangreiche Akten aus den Monaten Januar und Februar des Jahres 2020, die das Gesundheitsministerium auf Antrag von WELT freigegeben musste, zeigen nachdrücklich, wie schlecht vorbereitet die Bundesregierung in die Pandemie stolperte. Warnsignale wurden registriert, ihre Bedeutung aber verkannt. Man verpasste das Feuer zu löschen, als es noch klein war. Als dann der Dachstuhl brannte, war es zu spät.
Ein Fehler führte zum nächsten – und dann war die Jahrhundert-Krise auch schon da. Wie schlecht die Politik vorbereitet war – das zeigen jetzt genau zwei Jahre nach dem Ausbruch der Krise die bisher unveröffentlichten internen Akten.