Booster-Kampagne verlängert Corona-Pandemie: WHO teilt gegen Deutschland und Lauterbach-Plan aus

Seit einigen Wochen sprengt die deutsche Booster-Impfkampagne die im Sommer gesetzten Bestwerte. Doch nicht alle sind von den Fortschritten begeistert.

Genf/München – Reiche Länder sind mit ihren Auffrischimpfungen für alle nach Überzeugung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wahrscheinlich für eine Verlängerung der Corona-Pandemie verantwortlich. Wären die dafür verwendeten Impfdosen an Gesundheitspersonal und gefährdete Menschen in ärmeren Ländern gegangen, hätten schon im September 40 Prozent der Menschen in allen Ländern geimpft werden können.

Quelle: https://www.merkur.de/welt/impfungen-coronavirus-who-omikron-usa-deutschland-pandemie-afrika-91198101.html

Tedros Adhanom Ghebreyesus (WHO): Breite Booster-Programme werden Mutationen begünstigen und Pandemie verlängern, nicht verkürzen

WHO nimmt reiche Länder in die Pflicht: „Werden Pandemie verlängern“
Die WHO geht davon aus, dass bei einer globalen Impfrate von 40 Prozent in jedem Land die akute Phase der Pandemie beendet wäre. Stattdessen verpassten mehr als die Hälfte der WHO-Mitglieder das 40-Prozent-Ziel auch bis Ende des Jahres, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf.

„Flächendeckende Auffrischungsprogramme werden die Pandemie wahrscheinlich verlängern, anstatt sie zu beenden“, sagte Tedros. Das liege daran, dass Impfdosen in Länder geliefert würden, die bereits eine hohe Durchimpfungsrate haben. Diese Impfdosen fehlten in ärmeren Ländern. Das gebe dem Virus die Gelegenheit, sich in unterversorgten Gegenden auszubreiten und dort neue Varianten zu bilden.

Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann hatte sich zuletzt auf Anfrage von Merkur.de optimistischer geäußert: „Derzeit bestehen zwar noch großen Differenzen zwischen den Impfturbo-Ländern und den Schlusslichtern im Impfranking. Es steht aber außer Frage, dass wir diese Differenzen schnellstmöglich überwinden werden“, sagte er. Ullmann mahnte zugleich aber, wenn der globalen Impfkampagne Dosen „weggenommen werden, dann wird unsere Exit-Strategie aus der Krise torpediert“.

Corona-Impfungen: Besonders Afrika hängt hinterher
Der unabhängige Impfrat Sage, der die WHO berät, sprach sich am Mittwoch indes ebenfalls klar gegen allgemeine Booster-Impfprogramme aus, wie sie in Deutschland, Großbritannien, den USA und anderen reichen Ländern aufgelegt worden sind. „In Anbetracht der anhaltenden Unsicherheit über eine globale Impfstoffversorgung und Chancengleichheit müssen die Entscheidungen einzelner Länder über Auffrischungsprogramme den Nutzen für die öffentliche Gesundheit der eigenen Bevölkerung mit der Unterstützung einer weltweiten Chancengleichheit beim Impfstoffzugang abwägen“, heißt es in den neuen Sage-Empfehlungen.

Dies sei notwendig, um die Virusentwicklung und die Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen. Laut einem Bericht der BBC sind rund 48 Prozent der weltweiten Bevölkerung bislang zweifach gegen das Coronavirus geimpft. Insgesamt wurden bereits mehr als acht Milliarden Dosen verabreicht. Allerdings unterscheiden sich die Impf-Raten in den Ländern drastisch. Während besonders in Europa und Nordamerika in schnellem Tempo geimpft wird, sind vor allem afrikanische Länder ins Hintertreffen geraten. Mit Ausnahme von Botsuana, Marokko, Simbabwe, Südafrika und Tunesien liegen die Quoten fast aller Länder des Kontinents zwischen null und 20 Prozent.