Intensivstationen sind unterbesetzt, doch Pfleger springen nicht mehr für kranke Kollegen ein

Im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) fallen momentan viele Intensivpflegekräfte krankheits- oder impfbedingt aus. Normalerweise springen in so einem Fall ihre Kollegen ein. Doch aus Protest um bessere Arbeitsbedingungen weigern sie sich. Das Resultat: Die Intensivstationen sind unterbesetzt – und das ausgerechnet jetzt.

Quelle: https://www.focus.de/regional/hamburg/im-hamburger-uke-intensivstationen-sind-unterbesetzt-doch-pfleger-springen-nicht-mehr-fuer-kranke-kollegen-ein_id_28254341.html


Brisante Situation im UKE: In der Nacht von Donnerstag auf Freitag fielen Intensivpflegekräfte aus, einige waren krank, andere zeigten Booster-Impfreaktionen. Darum waren insgesamt zehn Kräfte zu wenig auf den zwölf Intensivstationen, berichtet ein Mitarbeiter des Krankenhauses der MOPO, der anonym bleiben möchte.

Solche Personalausfälle haben sonst andere Pfleger und Pflegerinnen aufgefangen, die spontan an ihren freien Tagen eingesprungen sind. Doch seit dem 17. Dezember protestieren sie - und zwar noch bis Ende des Jahres. Das bedeutet: Sie springen nicht mehr ein, sondern machen nur Dienst nach Vorschrift.

Durch Personalmangel im UKE gab es „massive“ Gefährdung der Patientensicherheit
Den Angaben nach mussten auf einer der UKE-Intensivstationen in der besagten Nacht zwei Pfleger alleine neun Patienten versorgen – eine „massive“ Gefährdung der Patientensicherheit, so der UKE-Mitarbeiter. Denn gemäß dem Mindestpersonalschlüssel sollte das Verhältnis Pfleger/Patient höchstens eins zu zwei sein.

„Es belastet uns sehr“, sagt der Mitarbeiter. „Wir sind in einem moralischen Zwiespalt.“ Die Pflegenden wollen ja gerade eine bessere Versorgung der Patienten erreichen, sagt er, glauben aber, das langfristig nur so durchsetzen zu können. „Es kann doch nicht sein, dass das Gesundheitssystem darauf aufbaut, dass das Personal ständig einspringt.”

Pflegekräfte auf Intensivstationen verlangen verbindliche Entlastungsregelungen
Schon seit Monaten klagen Intensivpflegekräfte über Überlastung, die nach ihren Angaben immer mehr Pfleger und Pflegerinnen dazu bringt, die Station zu wechseln und letztlich auch die Versorgung der Patientinnen und Patienten gefährde. Sie fordern verbindliche Entlastungsregelungen und eine zuverlässigere Einhaltung des Mindestpflegeschlüssels.

Das UKE verweist auf laufende Gespräche zwischen den Beteiligten und auf Maßnahmen, die seit dem Sommer zur Entlastung bereits getroffen wurden. Seitdem wurden auch Betten auf den Intensivstationen gesperrt, weil es für ihren Betrieb nicht genug Pflegepersonal gibt.