Karl Lauterbach fordert strengere Kontaktbeschränkungen

Der Bundesgesundheitsminister will beim Bund-Länder-Treffen weitere Maßnahmen durchsetzen. „Verschärfungen werden leider notwendig sein“, sagt er.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will bei den Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Pandemie am Freitag neben verkürzten Quarantänezeiten auch strengere Kontaktbeschränkungen durchsetzen. „Verschärfungen werden leider notwendig sein, um der schweren Welle, die auf uns zukommt, zu begegnen“, sagte Lauterbach dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Er werde dazu Vorschläge machen, sagte der SPD-Politiker. Er nannte aber noch keine Details.

Quelle: https://www.zeit.de/gesundheit/2022-01/coronavirus-politik-karl-lauterbach-kontaktbeschraenkungen-quarantaene


Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beraten bereits vorher über eine Änderung der Corona-Regeln. Im Gespräch ist eine Verkürzung der Quarantäne, um wichtige Versorgungsbereiche aufrechterhalten zu können, falls die Infektionszahlen wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante stark ansteigen sollten. Zu einer Sonderschalte treffen sich auch die Kultusminister der Länder. Sie wollen erörtern, wie der Schulbetrieb bei einem Anwachsen der Omikron-Welle gesichert werden kann.
Insbesondere für Ungeimpfte bestehe Lauterbach zufolge keine Aussicht auf eine Entwarnung. "Man kann ihnen nicht in Aussicht stellen, dass für sie die Kontaktbeschränkungen kurz- oder mittelfristig aufgehoben werden", sagte Lauterbach. "Mein Appell an die Ungeimpften ist, dass sie sich schnell zumindest einmal impfen lassen, damit sie wenigstens für den ganz schweren Krankheitsverlauf eine wichtige Schutzwirkung haben."

Der SPD-Politiker verteidigte seinen Vorstoß, die Quarantäne mit Blick auf die Omikron-Variante zu verkürzen. "Studien zeigen, dass die Generationszeit – also auch die Phase, in der sich das Virus im Körper ausbreitet, und die Phase, in der ein Mensch ansteckend ist – bei Omikron viel kürzer ist", sagte er. "Wir können also bis zu einem gewissen Grad die Quarantänezeit verkürzen, ohne ins Risiko zu gehen."

Bundesbildungsministerin spricht sich gegen Schulschließungen aus

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) lehnte unterdessen einen weiteren Lockdown ab. "Wir wollen auch künftig flächendeckende und pauschale Schließungen vermeiden", sagte er den Tageszeitungen Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten und den Partnerzeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. Omikron sei zwar eine Herausforderung. "Unser Ziel bleibt dennoch, das gesellschaftliche Leben so weit es geht zu erhalten und soziale Schäden soweit es geht zu vermeiden." Stattdessen solle das Gesundheitssystem in die Lage versetzt werden, bei künftigen Wellen die gesamte Bevölkerung binnen eines Monats impfen zu können.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) appellierte, weiterhin auf Schulschließungen zu verzichten. "Ich hoffe sehr, dass sich die Kultusministerkonferenz dafür aussprechen wird, die Schulen auch mit Omikron offen zu halten", sagte sie der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). "Wir unterstützen als Bund mit allem, was notwendig ist, um das zu ermöglichen." Die Schulen seien durch Testen, Maskentragen und Hygienemaßnahmen "weitgehend sichere" Orte. Sie wirkten "stabilisierend und sind bisher keine Pandemietreiber", sagte Stark-Watzinger. Präsenzunterricht müsse trotz Omikron "absolute Priorität" haben.

Gerade Kinder, die besondere Unterstützung brauchen, würden bei den Schließungen der Schulen und bei Distanzunterricht benachteiligt. "Wir müssen das Recht auf Bildung, dass das Bundesverfassungsgericht noch einmal unterstrichen hat, garantieren", sagte Stark-Watzinger der NOZ. Wichtig sei, dass das Impfen mit mobilen Teams an den Schulen stärker vorangetrieben werde.

Städte bereiten flexible Dienstpläne vor
Der Deutsche Städtetag mahnte, Personalengpässe müssten unbedingt vermieden werden. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy versicherte aber zugleich: "Städte und kommunale Unternehmen bereiten sich bei ihren Personalplanungen auf mögliche Ausfälle vor." So würden etwa Pandemiepläne erstellt, nach denen Teams separat voneinander arbeiten können, oder Dienstpläne so gestaltet, dass bei Engpässen Mitarbeiter aus dem Urlaub herangezogen werden könnten.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hofft auf strategisches Planen. "Ich gehe davon aus, dass am Freitag Entscheidungen getroffen werden, vor allen Dingen, um die Funktionsfähigkeit der kritischen Infrastruktur und die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems weiter zu gewährleisten."