«Nur» 0,02 Prozent sind betroffen – Eine Familie aus Baar hat sich gegen Corona impfen lassen. Die Folgen sind schwerwiegend.

Ein Ehepaar mittleren Alters und seine 26-jährige Tochter bitten darum, ihre Geschichte erzählen zu dürfen: Am 11. Oktober liess sich die Familie* im Impfzentrum Baar immunisieren. Am 20. Oktober suchten Mutter und Tochter den Hausarzt auf, weil sie nach wie vor unter starken Nebenwirkungen litten. «Ich dachte, wir ­machen alles richtig, und jetzt fürchte ich, den grössten ­Fehler in meinem Leben gemacht zu haben», so die Tochter. Die Mutter entwickelte neben klassischen Symptomen einer Covid-Erkrankung Gefühllosigkeit auf einer ganzen Körperseite, einen gestörten Gleichgewichtssinn («Ich kann nicht gehen ohne Angst, zu stürzen»), Sichteinschränkungen, Gesichtslähmungen, Magenkrämpfe und juckende ­Rötungen am Hals, die sich weiter ausbreiteten. Die Tochter wurde mehrfach ohnmächtig und leidet ebenfalls unter verschiedenen neurologischen Einschränkungen.

Quelle: https://www.zugerpresse.ch/aktuell/zuger-presse/artikeldetail/?tx_ttnews[tt_news]=105936&cHash=ad847bcfd1050f03fe6a56b84c769068


Der Hausarzt reagierte hilflos und meinte, es könnte gleichzeitig bei Mutter und Tochter eine psychische Reaktion auf die Impfung sein. Die Familie suchte Rat beim Impfstoffhersteller selber, beim Impfzentrum, dem Kantonsspital, der Auskunftsstelle Corona, dem BAG, bei Swissmedic und dem Universitätsspital. Der Tenor der Rückmeldungen lautete: «Wir können keine medizinische Auskunft erteilen, Sie müssen einfach ein bisschen Geduld haben oder Sie haben Pech und gehören zu den 0,02 Prozent, die ernste Nebenwirkungen haben. Tut uns leid, die Impfung ist zu jung, wir können nichts machen.»

Der offizielle Prozentsatz von 0,02 Prozent von weltweit aktuell rund 4,5 Milliarden geimpfter Menschen entspricht knapp einer Million Betroffener mit ernsthaften Impfschäden. «Es geht uns nicht darum, für oder gegen die Impfung zu sein, nur darum, dass unsere Gesundheit und unser Alltag durch die Impfung zu 100 Prozent aus den Fugen geraten ist und wir keine Hilfe erhalten.» Die Tochter ist aktuell für vier Monate krankgeschrieben: Sie musste ihre Weiterbildung aufgeben, kann nicht Auto fahren, nicht mehr ihrem Teamsport nachgehen.

Die Reaktionen auf die Vorkommnisse sind negativ
Thematisiert die Familie ihre Situation im Bekanntenkreis, stösst sie oft auf Abwehr: «Ihr hättet besser eine andere ­Impfung genommen», und es gelte, das Risiko einer Covid-­Erkrankung ins Verhältnis zum Risiko von Impfnebenwirkungen zu setzen. «Das ist nicht der Punkt», sagt dazu der Ehemann. «Es geht darum, dass man bei ernsthaften Nebenwirkungen keine Hilfe bekommt. Wir werden angegriffen, weil wir gesundheitliche Probleme infolge der Impfung haben.»

Der Einzige, der wirklich Interesse an der Rückmeldung der Familie zeigte, war der Impfstoffproduzent. «Sie waren empfänglich und haben den Fall aufgenommen.» Dafür, dass ihr Fall bei Swissmedic gemeldet wurde, mussten sie kämpfen. Eine Lösung für das medizinische Problem hingegen konnten beide Instanzen nicht liefern.

Kämpfen musste die Familie auch, um nicht in ein «schwarzes Loch» zu fallen. «Wir stehen im luftleeren Raum, in der Hilflosigkeit kamen depressive Verstimmungen auf.» Etwas Hoffnung vermittelt in dieser Situation der Austausch über Social Media. «Wir sehen, dass wir nicht die Einzigen sind, es gibt genauso viele Betroffene anderer Covid-Impfstoffe und wir sind nun Teil einer Art internationaler Selbsthilfegruppe.» Im Austausch erfahre man auch, was zur Heilung angeboten wird.

Zwei Ansätze, um eine Lösung für das Problem zu finden
Nachdem die ersten Anlaufstellen keine Lösung für die ­gesundheitlichen Probleme anbieten konnten, suchte die Mutter den Rat eines Immunologen und die Tochter den eines Neurologen. «Wir mussten die Ärzte überzeugen, dass es sich um keine Bagatelle handelt. Im Lauf der Zeit haben sie uns dann doch ernst genommen.» Dennoch können Mutter und Tochter bisher kaum eine ­Verbesserung ihres Befindens ­vermelden. Hoffnung haben Mutter und Tochter dennoch: Für die Tochter steht ein Medikament zur Diskussion, das ­allerdings aus versicherungstechnischen Gründen erst angewendet werden kann, wenn zuvor zwei andere ­keinen ­Erfolg brachten. Die Mutter reist in die Vereinigten Staaten, wo mehrere viel­versprechende Medikamente erhältlich sind, die in der Schweiz nicht zugelassen sind. «Wir ­waren bei ­der Impfung ­Versuchskaninchen, dann können wir das in unserer Verzweiflung auch bei den Medikamenten sein», argumentiert die Mutter. Wenig Verständnis hat sie für die Tatsache, dass die Impfstoffproduzenten mit den Covid-­Impfstoffen Rekord­gewinne schreiben, aber keine Anstalten machen, eine Behandlung bei allfälligen Nebenwirkungen zu entwickeln.

Um sicherzustellen, dass die Geschichte der Familie nicht als Hirngespinst in den Medien landet, hat sie akribisch eine Chronologie der Ereignisse ­erstellt und dazu Arztbefunde beigelegt.

«Wir entschieden uns, mit einer Impfung einen Beitrag an die Gesellschaft zu leisten. Jetzt werden wir von der ­Gesellschaft angegriffen und ­bekommen von ihr keine Unterstützung.» Sie versuche runterzufahren, sagt die Mutter: «Doch die Jungen und die Alten trauen oft nicht, sich zu wehren, es ist an den Generationen dazwischen, auch solche Aspekte der Pandemie bekannt zu machen», so das Argument für die Publikmachung der ­Geschichte einer Familie, die bis im Oktober 2021 ein völlig normales mittelständiges Leben in Baar geführt hatte.