Krankenhaus-Inzidenz – Die Corona-Zahl, über die plötzlich keiner mehr redet

EIGENTLICH sollte sie DER neue Maßstab für Corona-Maßnahmen werden! Darauf einigten sich Bund und Länder zumindest beim Corona-Gipfel Mitte November. Denn: Die Krankenhaus-Inzidenz gilt als verlässlicher Indikator für die Belastung des Gesundheitssystems.

Und dann? Nichts!

Hintergrund: Die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz gibt an, wie viele Menschen innerhalb von sieben Tagen pro 100 000 Einwohner wegen Corona ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. In Deutschland liegt sie laut Robert-Koch-Institut (RKI) aktuell bei 3,15, sinkt seit Wochen rapide. Ende November lag sie noch bei über 12.

Quelle: https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/corona-regeln-was-wurde-aus-der-krankenhaus-inzidenz-78691986.bild.html

Abhängig von ihr sollte in den Bundesländern die 2G-Regel (Inzidenz über drei), die 2G-Plus-Regel (Inzidenz über sechs) oder noch schärfere Maßnahmen gelten, die von den Ländern eigenständig beschlossen werden sollten (Inzidenz über neun).

Doch: Seit dem Gipfel war von der Hospitalisierungsinzidenz nie wieder die Rede.

Trotz sinkender Krankenhaus-Inzidenz verschärften Bund und Länder beim Corona-Gipfel am 21. Dezember die Maßnahmen: Seit dem 28. Dezember gelten Kontaktbeschränkungen sogar für Geimpfte und Genesene, sind Großveranstaltungen verboten.

Die Bundesländer verhängten eigenständig zum Teil sogar noch strengere Maßnahmen als beim Corona-Gipfel vereinbart!

► In Nordrhein-Westfalen etwa gilt seit dem 28. Dezember vielerorts die 2G-Plus-Regel. Um ins Fitnessstudio zu kommen, müssen sich sogar dreifach Geimpfte testen lassen. Fast überall außer im Einzelhandel gilt sonst 2G – auch wenn die Hospitalisierungsinzidenz im Land unter drei liegt, aktuell bei 2,8.

In fünf weiteren Ländern, darunter Bayern und Niedersachsen, liegt die Inzidenz ebenfalls unter drei – trotzdem gelten auch dort strenge Kontaktbeschränkungen. Ursprünglich sollten sie erst bei einer Krankenhaus-Inzidenz von über neun in Kraft treten. Das träfe aktuell nur auf Thüringen (10,7) zu.

Würden Bund und Länder die im November vereinbarten Maßnahmen umsetzen, würde die 2G-Plus-Regel aktuell nur in Thüringen und zwei weiteren Länder gelten: in Sachsen-Anhalt (6,3) und Bremen (8,2). Stattdessen gilt sie in mehreren Ländern mit niedriger Krankenhaus-Inzidenz, darunter Rheinland-Pfalz (2,2) und Niedersachsen (1,8).

Doch: Die Lage in den Krankenhäusern bessert sich allmählich. Zusammen mit der Krankenhaus-Inzidenz sinkt auch die Belegung der Intensivbetten. Aktuell liegen laut DIVI-Intensivregister 3802 Menschen mit Corona im Krankenhaus, zum Höhepunkt der vierten Welle am 10. Dezember waren es 4917.

In ihren Prognosen rechneten das RKI und DIVI mit einem ungebremsten Wachstum der Intensivbetten-Belegung (BILD berichtete). Bis zum 25. Dezember hätten demnach 6000 Corona-Patienten auf Deutschlands Intensivstationen liegen sollen (DIVI) – ein Horror-Szenario, das nie eintrat.