Coronaimpfungen mit Kindervakzin starten

erlin – In Deutschland sind heute die Impfung für Fünf- bis Elfjährige gegen SARS-CoV-2 angelaufen. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hatte den Start der Auslieferung des Kindervakzins von Biontech/Pfizer angekündigt.

Neben Kinderarztpraxen sind auch in öffentlichen Impfzentren Kinderimpfungen vorgesehen, aber nicht überall. Mancherorts sind auch besondere Impfaktionen geplant – in Berlin etwa im Zoo oder im Natur­kundemuseum, in Niedersachsen im Fußballstadion von Hannover 96 und im Zoo der Landeshauptstadt. Wann es konkret losgeht, unterscheidet sich aber.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129982/Coronaimpfungen-mit-Kindervakzin-starten


Nach Angaben des BMG von gestern werden mehr als 2,2 Millionen Dosen des Kinderimpfstoffs an die pharmazeutischen Großhandlungen verteilt. Zusätzlich gebe es noch Länderkontingente, die zur Verfü­gung gestellt werden.

Arztpraxen bestellen die Impfstoffe über die Apotheken. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV), die sich auf das Ministerium berief, haben die Praxen für diese Woche rund 800.000 Dosen angefordert. Diese würden ab Montag bis spätestens Mittwoch komplett ausgeliefert.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hatte eine Impfung von Kindern von fünf bis elf Jahren empfohlen, die Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf oder Angehörige mit hohem Risiko haben. Au­ßerdem können Eltern nach individueller Aufklärung auch ihre gesunden Kinder impfen lassen. Das am vergangenen Donnerstag veröffentlichte Papier ist noch keine finale Entscheidung, es läuft wie üblich noch ein Abstimmungsverfahren mit Fachgesellschaften und Ländern.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sieht in den Kinderimpfungen einen wichtigen Beitrag, um den Präsenzunterricht zu sichern, wie sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte. Die Generalsekretärin der Bundesschülerkonferenz, Katharina Swinka, fordert mobile Impfteams in den Schu­len und eine bessere Aufklärung über die Impfung.

Die Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheits­dienstes (BVÖGD), Ute Teichert, hält auf längere Sicht Kinderimpfungen gegen das Coronavirus an Schu­len und Kitas für richtig, etwa wenn Auffrischungsimpfungen anstehen. Aktuell sei der Weg über Kinder­arztpraxen und separate Impfstraßen in den Impfzentren aber der richtige, sagte die Amtsärztechefin der Rheinischen Post.

Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, geht davon aus, dass das Gros seiner Kollegen beim Impfen der Kinder mitmacht. „Die Vorbereitungen sind weitestgehend abgeschlossen, weil die STIKO-Empfehlung so erwartet worden war“, sagte Fischbach der Rheinischen Post.

Es sei es grundsätzlich richtig, dass Kinder auch in Impfzentren geimpft werden könnten. „Wir favorisie­ren allerdings die Impfung in den Praxen, wo die Ärzte ihre Patienten auch kennen.“ Ein potenzielles Problem sieht der Verbandschef hingegen bei der Belieferung mit Impfstoff.

Das habe leider schon bei den über Zwölfjährigen nicht funktioniert. „Wir bekommen dort oftmals gerade einmal die Hälfte des bestellten Impfstoffs.“ Die Verantwortung dafür sieht Fischbach bei der Politik: „Wenn wir unsere Praxen derart dilettantisch organisieren würden, wie die Politik es beim Impfstoff tut, würden uns die Patienten aufs Dach steigen.“

In Bayern sollen Kinder ab fünf Jahren laut Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) von Mittwoch an in Impfzentren und Arztpraxen geimpft werden können – sofern der Bund seine Lieferzusagen einhalte. Allein die Impfzentren im Freistaat haben rund 240.000 Dosen bestellt.

„Wir haben die Impfzentren bereits gebeten, spezielle Familienimpftermine anzubieten“, sagte Hole­tschek. Zudem sollen die Stationen laut einer Ministeriumssprecherin kindgerecht gestaltet werden, die Kinder sollen etwa „Give-Aways“ wie Buntstifte bekommen.

Unterschiedliche Starttermine in den Ländern
In den Impfstellen der Kommunen und Kreise in Nordrhein-Westfalen soll es für Fünf- bis Elfjährige ab dem kommenden Freitag ein Angebot geben. Mindestens die Hälfte der Impfungen soll mit Termin ver­ge­ben werden. Der Apothekerverband Nordrhein geht davon aus, dass die ersten Kinderärzte schon heute mit dem Kinderimpfstoff impfen werden.

In Bremen wurde ein zentrales Kinderimpfzentrum für diese Altersgruppe eingerichtet, das ab dem mor­gigen Dienstag den Betrieb aufnimmt. Dort stehen Kinder- und Jugendärzte für die Beratung zur Verfü­gung, außerdem werden speziell für Kinder geeignete Info-Materialien erstellt. Mobile Impfangebote für Kinder sind aktuell nicht geplant.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung peilt den Auftakt für die Impfungen in einem der neun Zentren des Landes für Donnerstag an. Eltern können ihre Kinder bereits seit dem 1. Dezember online oder über eine Hotline anmelden. Eltern können ihre Kinder bereits seit dem 1. Dezember anmelden. Hauptanlauf­stelle sollen aber die Kinder- und Jugendärzte sein, wo die Termine individuell vergeben werden.

Das Gesundheitsministerium in Baden-Württemberg sieht für die Impfungen der Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zunächst vor allem die Kinderarztpraxen am Zug. Diese kennen ihre Patienten am besten und wüssten, welche Kinder prioritär geimpft werden sollten, hieß es. Neben den Praxen soll es auch Impfaktionen der Stadt- und Landkreise sowie in Kliniken geben. Konzepte für spezielle Angebote für Kinder und deren Eltern gibt es den Angaben zufolge etwa im Rems-Murr-Kreis und in Tübingen.

In Berlin sollen die Coronaimpfungen für Kinder in den drei landeseigenen Impfzentren am Mittwoch beginnen. Dort soll es 35 zusätzliche Impfkabinen für Kinder geben. Geplant sind auch Kinderimpfungen in Grundschulen durch mobile Impfteams. Impfangebote für Kinder sind auch in den Weihnachtsferien vorgesehen.

In Sachsen-Anhalt haben sich laut Sozialministerium bislang 87 Kinder- und Jugendärzte bereiterklärt, Kinder der Altersgruppe zu impfen, davon hätten 40 ihre Bereitschaft signalisiert, bei Bedarf Impfzentren zu unterstützen. Zudem organisierten einige Landkreise und kreisfreie Städte zusätzliche Impfangebote. Die öffentlichen Impfstellen in Magdeburg, dem Burgenlandkreis und dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld würden voraussichtlich erst im kommenden Jahr mit den Kinderimpfungen beginnen.

In Thüringen sind vorerst 3.000 Termine für Impfungen von Fünf- bis Elfjährigen in mehreren öffentli­chen Impfstellen freigeschaltet worden. „Wir sind erst einmal vorsichtig, ob der versprochene Impfstoff auch tatsächlich ankommt und ob das Angebot überhaupt angenommen wird“, sagte der Impfmanager der Kassenärztlichen Vereinigung, Jörg Mertz. Ab 27. Dezember sollen die Termine dann auf die Impf­stellen in ganz Thüringen ausgedehnt werden.

In Mecklenburg-Vorpommern sollen die Kinder dieser Altersgruppe vorrangig bei den Kinderärzten ge­impft werden. Dort, wo impfende Kinderärzte nicht zur Verfügung stünden, werde es Angebote in Impf­stützpunkten der Landkreise und kreisfreien Städte geben, sagte Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) am Freitag. Zudem seien Impf-Aktionstage für Kinder und deren Familien in Planung.

Für Fünf- bis Elfjährige wird ein niedriger dosiertes und anders abgefülltes Präparat im Vergleich zum herkömmlichen Biontech/Pfizer-Impfstoff verwendet. Von dem mRNA-Vakzin sollen laut Stiko zwei Dosen im Abstand von drei bis sechs Wochen gegeben werden. Für jüngere Kinder gibt es noch keinen zuge­lassenen Impfstoff.

Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) hat dazu aufgerufen, großflächig Impfungen ge­gen SARS-CoV-2 für fünf- bis elfjährige Kinder anzubieten. Überall im Land seien kindgerechte Impfan­gebote erforderlich, „in Kinderarztpraxen, Impfzentren und mit mobilen Impfteams“, sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Den Start der Kinder-Impfungen nannte Spiegel ein gutes Signal. „Für viele 5- bis 11-jährige Kinder und ihre Familien ist das eine große Erleichterung“, sagte die Ministerin. „Es ist ganz wichtig, dass sich Fami­lien gut informieren und beraten lassen können und dann hoffentlich zu dem Schluss kommen, ihre Kinder impfen zu lassen. Hierfür gibt die STIKO-Empfehlung eine Orientierung.“