Immer mehr psychisch kranke Kinder in Bayern: Corona-Welle verschärft Lage in Kliniken enorm

Nicht nur auf Bayerns Intensivstationen spitzt sich die Lage wegen Corona zu. In Kinder- und Jugendpsychiatrien kommen ebenfalls immer mehr Notfälle rein. Betten gibt es oft zu wenige.

München – Die vierte Corona*-Welle hat den Freistaat fest im Griff. Markus Söder* kündigte daher eine Verlängerung des Lockdowns in den Hotspot Gebieten an. Nicht nur die Intensivstationen sind voll, auch in bayerischen Kinder- und Jugendpsychiatrien sind kaum noch Betten frei. Corona treibt bereits labile Kinder in psychische Erkrankungen. In München seien Kliniken voll, man lege bereits Matratzen auf den Boden, um dem Andrang gerecht zu werden. Das berichtet der BR. „Die Zahl der Notfälle hat seit Wochen enorm zugenommen“, sagt Gerd Schulte-Körne, Chef der LMU-Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Patienten hätten wenig Hoffnung für ihre Zukunft, das hätten sie in der Pandemie gelernt.

Quelle: https://www.merkur.de/bayern/corona-bayern-psychisch-kranke-kinder-kliniken-jugend-psychiatrie-betten-matratzen-boden-zr-91146847.html


Bayerische Kinder- und Jugendpsychiatrie wegen Corona überlastet: 15 Notfälle in nur 24 Stunden
Die jungen Patienten seien laut Schulte-Körne von der Politik nicht gehört worden. „Vieles mussten die jungen Menschen ausbaden“, kritisiert er. Wenn ein Kind dann keine Unterstützung erfahre, zum Beispiel in der Familie, dann ginge es den Kindern und Jugendlichen wirklich schlecht, so der Facharzt zum BR.

Auch in der Heckscher Klinik in München* sind alle 78 Betten bereits belegt. Die Klinik hat jedoch den Pflichtversorgungsauftrag für ganz Oberbayern und muss demnach Notfälle aufnehmen. Da müssen der ärztliche Direktor Franz Joseph Freisleder und sein Team teilweise spontan improvisieren. Es habe zuletzt zum Beispiel 15 Notfälle innerhalb von 24 Stunden gegeben. Kinder wurden dann verlegt, früher als geplant entlassen und zusätzlich Matratzen in die Zimmer gelegt, erklärt Freisleder dem BR. „Wie soll das sonst gehen? Wir müssen einfach irgendwie zurechtkommen.“

Klinik-Chef sieht Lösung in hoher Impfquote
Neben Betten herrscht in den Kliniken auch Personalmangel. „Es wird höchste Zeit, dass wir die Krise überwinden – im Interesse der Kinder und Jugendlichen“, warnt der Münchner Facharzt. Die Lösung sei laut ihm, die Impfquote deutlich zu erhöhen. Damit helfe man auch den psychisch kranken Kindern. Dann komme Ruhe und Alltag in die Familien und Schulen, Kinder hätten dann wieder Struktur. „Wenn sich die angespannte Lage nicht bald beruhigt, dann schwant mir Übles für die weitere psychische Entwicklung der Kinder und Jugendlichen“, sagt Freisleder gegenüber dem BR.

Marcel Romanos, Klinikchef in Würzburg und Vize-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP) bestätigt den Anstieg der Notfälle in bayerischen Kinder- und Jugendpsychiatrien. Das löst eine hohe Belastung aus, erklärt er dem BR. In Bayern gebe es eh schon zu wenig Betten für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche. Die dramatische Corona-Lage verschlimmert die Situation daher enorm.