Sahra Wagenknecht kritisiert Deutschlands Impfpolitik: «Kommt dem Straftatbestand einer unterlassenen Hilfeleistung gleich»

Die Linken-Politikerin wirft der Bundesregierung vor, schon früh vom abnehmenden Schutz der Impfstoffe gewusst zu haben. Dennoch sei nichts unternommen worden.

ie Linken-Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht sieht bei der Bundesregierung ein «katastrophales Versagen». Diese sei daran gescheitert, für besonders schutzbedürftige Personen rechtzeitig Booster-Impfungen zu organisieren, sagte Wagenknecht der NZZ. Sie verweist darauf, dass sich zunehmend doppelt geimpfte Bürger mit Corona infizieren würden, Symptome hätten und deswegen teilweise auch ins Spital müssten. Dies gelte besonders für Menschen über sechzig Jahre. Hier liege die Durchbruchsquote der symptomatischen Fälle laut dem Robert-Koch-Institut bei mehr als zwei Dritteln.

Quelle: https://www.nzz.ch/international/corona-impfung-sahra-wagenknecht-kritisiert-bundesregierung-ld.1657461


«Es kommt dem Straftatbestand einer unterlassenen Hilfeleistung gleich, dass die Bundesregierung seit Sommer von der abnehmenden Effektivität der Impfstoffe wusste, die Menschen darüber aber bis heute kaum aufklärt, sondern mit 2 G in einer Scheinsicherheit wiegt, und von einer ‹Pandemie der Ungeimpften› schwadroniert, um von ihrem eigenen Versagen abzulenken», sagte Wagenknecht. Die Auffrischimpfungen müssten nun für die gefährdetsten Personen über sechzig Jahre priorisiert werden.

Impfschutz schwächer als angenommen
Wagenknecht ist nicht geimpft. Laut Angaben ihrer Sprecherin würde sie sich aber «durchaus mit einem Totimpfstoff impfen lassen». Sogenannte Totimpfstoffe gegen Covid-19 stehen derzeit noch nicht zur Verfügung, sind aber in Entwicklung. Anders als die Vakzine von Biontech oder Moderna basieren sie nicht auf dem mRNA-Verfahren.

Wagenknecht bezieht sich mit ihrer Kritik an der deutschen Regierung auf jüngere Studien, die belegen, dass der Impfschutz weniger lang anhält, als man bisher angenommen hatte. Die Schutzwirkung nimmt demnach bei einer Impfung mit AstraZeneca schon nach vier Monaten rasant ab. Auch beim Biontech-Vakzin ist ein deutlicher Rückgang zu beobachten, der nach etwa vier bis sechs Monaten einsetzt. Stabiler ist der Impfschutz beim Vakzin von Moderna oder bei der sogenannten Kreuzimpfung (AstraZeneca kombiniert mit Biontech oder Moderna).

Die nachlassende Effektivität der Impfstoffe ist möglicherweise eine der Ursachen für die stark steigenden Fallzahlen in Deutschland. Sie ist auch darauf zurückzuführen, dass die Impfstoffhersteller ihre Vakzine im Jahr 2020 nicht an der besonders aggressiven Delta-Variante testen konnten. Diese trat erst im Frühjahr 2021 in Indien auf und löst bei nachlassendem Impfschutz offenbar verstärkt Infektionen aus.