Covid-Impfungen: erhöhte Fehlgeburtsrate in den ersten 13. Schwangerschaftswochen?

Frauenheilkunde, Bioidentische Hormontherapie, Mikronährstofftherapie, Chinesische Medizin Zum Blog Dr. Rebekka Leist mit Diskussion der Studie: „Preliminary Findings of mRNA Covid-19 Vaccine Safety in Pregnant Persons“ / „Vorläufige Ergebnisse der Sicherheit von mRNA Covid-19 Impfstoffen bei Schwangeren“, New England Journal of Medicine (NEJM), April 2021 Zum Blog >>>

Dringende Bitte an alle Kinderwunschzentren dies zu überprüfen und hoffentlich zu widerlegen!

Ich möchte in diesem Blog auf eine medizinische Studie eingehen, die angeblich zum Ergebnis kommt, dass Covid-Impfungen in der Schwangerschaft kein erhöhtes Risiko für den Embryo bedeuten.

Die Studie wurde im Juni 2021 im New England Journal of Medicine (NEJM), eine der angesehensten medizinischen Fachzeitschriften, veröffentlicht.

Der Titel lautet auf Englisch:

„Preliminary Findings of mRNA Covid-19 Vaccine Safety in Pregnant Persons“



Von mir auf Deutsch übersetzt:

„Vorläufige Ergebnisse zur Sicherheit des mRNA Covid-19 Impfstoffs bei Schwangeren“

In der Zusammenfassung kommt die Studie zum Schluss, dass sich nach den mRNA-Impfungen in der Schwangerschaft keine offensichtlichen Sicherheitssignale („did not show obvious safety signals“) zeigten.

Hier kann die Studie im Original heruntergeladen werden:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33882218/

Die Daten wurden telefonisch und per Smartphone erhoben. Es nahmen hauptsächlich Frauen aus dem Gesundheitssektor teil. Die erste Impfung fand zwischen dem 14.12.2020 und dem 28.02.2021 statt. Am bzw. ab dem 30.03.2021 wurden die Studienteilnehmerinnen kontaktiert. Die Nachbeobachtungszeit soll zwölf Monate (S. 2274 rechts oben) nach der letzten Impfdosis und drei Monate nach Geburt der Babys andauern. Viel Zeit zur Kontaktaufnahme und Weiterverfolgung der Schwangerschaften blieb allerdings nicht, da die erste Veröffentlichung der Studie bereits am 21.04.2021 geschah (mit gelb umrandet):



Zu dem von mir angezweifelten Ergebnis: Die Autoren beschreiben in Tabelle 4 (Seite 2280), dass die Fehlgeburtsrate vor der 20. Schwangerschaftswoche (gelb markiert), der normalen Fehlgeburtsrate von ca. 13 % entspricht (Türkis eingefärbt). Allerdings kann man im Kleingedruckten unter der Tabelle nachlesen, wie die Autoren auf diese Zahlen kommen:

 



– In Grün markiert wird von 827 teilnehmenden Patientinnen geschrieben, die geimpft worden waren und über eine abgeschlossene Schwangerschaft („completed pregnancy“) berichteten. Damit meinen die Autoren, dass die Schwangerschaft durch Fehlgeburt, Totgeburt oder Entbindung beendet worden war.

– Weiter kann im Kleingedruckten gelesen werden, dass von diesen 827 Patientinnen 700 die Impfung im letzten Drittel der Schwangerschaft bekommen hatten. Warum taucht diese Zahl dann unter den Fehlgeburten in der Zeile „Spontanous abortions: < 20 wk“, also spontane Fehlgeburten vor der 20. Schwangerschaftswoche auf? Diese 700 Fälle im letzten Drittel der Schwangerschaft (> 27. Schwangerschaftswoche) haben dort nichts zu suchen, wo Schwangerschaften vor der 20. Woche beschrieben werden.

– In rosa eingefärbt 96 Fehlgeburten vor der 13. Woche von insgesamt 104 Aborten.

 

Aber ich habe noch ein paar andere Kritikpunkte:

– Es gibt keine Kontrollgruppe, sondern es werden in einem nicht repräsentativen Kollektiv die frühen Fehlgeburten mit allen beendeten Schwangerschaften ins Verhältnis gesetzt. Dies ist aber keine sinnvolle Bezugsgröße. Viel sinnvoller wäre es gewesen, eine ungeimpfte Kontrollgruppe heranzuziehen.

– Es wurden Daten von Frauen, die vom 14.12.2020 bis 28.02.2021 geimpft worden waren in dieser Studie erfasst und am / ab dem 30. März wurden die Teilnehmerinnen kontaktiert (S. 2275 rechts unterster Absatz). Sehr viel Zeit blieb allerdings nicht, da die Studie bereits am 21.04.2021 veröffentlicht wurde. Die Nachbeobachtung war also äußerst kurz und somit konnten sicher nicht alle Fehlgeburten usw. erfasst werden, da eine Schwangerschaft bekanntlich 40 Wochen dauert.

– Inzwischen hätte längst eine Nachfolgestudie mit demselben Patientinnenkollektiv erfolgen können. Dann wäre mehr Zeit für die Nachbeobachtung gewesen, die weiteren Schwangerschaftsverläufe zu erfassen, und verlässlichere Zahlen zu erhalten. Die Autoren schreiben selbst in den Schlussfolgerungen des Abstracts, dass mehr Längsschnitt-Follow-up („longitudinal follow-up“) Studien benötigt werden. Nach meiner Recherche bei PubMed und Google Scholar ist dies bis heute (31.08.2021) nicht geschehen. Warum nicht?

– Es ist mir unbegreiflich, dass eine Studie mit so gravierenden Mängeln in einer renommierten Fachzeitschrift veröffentlicht wurde!

– Gerne bin ich zu fachlichen Diskussionen bereit und revidiere auch meine geäußerten Einschätzungen, wenn ich falsch liegen sollte.

Mein Fazit zu der Studie:

Ich glaube nicht, dass es eine über 80 % Fehlgeburtsrate nach Covid-Impfungen in den ersten 13 Schwangerschaftswochen gibt, aber jede erhöhte Rate wäre eine Katastrophe! Viele Frauen, Eltern und Angehörige wissen, wie groß das Leid durch Fehlgeburten ist.

14.09.2021 Wichtige Ergänzung:
Ein Kollege aus Antwerpen veröffentlichte im NEJM einen m.E. sehr berechtigten Einwand zu der Studie. Daraufhin haben die Autoren ihre Einschätzung zurück genommen und schreiben am 08.09.2021 im NEJM:

„We agree that the denominator used in that proportion — 827 completed pregnancies — is not an appropriate denominator for the calculation of a risk estimate or rate.“

Meine Übersetzung: „Wir stimmen zu, dass der gebrauchte Nenner – in 827 beendeten Schwangerschaften – nicht zur Kalkulation der Risikoeinschätzung oder -rate geeignet ist“

Beides nachzulesen unter:

https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMc2113516?url_ver=Z39.88-2003&rfr_id=ori%3Arid%3Acrossref.org&rfr_dat=cr_pub++0pubmed

Zusammengefaßt heißt dies: Die Autoren können keine Aussage zur Anzahl der frühen Fehlgeburten machen – im Klartext:

Eine erhöhte Fehlgeburtsrate im ersten Drittel der Schwangerschaft kann durch diese Studie nicht ausgeschlossen werden!

27.09.2021 Zweite wichtige Ergänzung:
Die Autoren der oben kritisierten Studie sind größtenteils Mitglieder des CDC (Centers for Disease Control and Prevention), was in etwa dem RKI (Robert Koch Institut) in Deutschland entspricht. Eine andere Autorengruppe auch aus dem CDC (einige Personen sind an beiden Studien beteiligt: Ashley N. Smoots, Christine K. OlsonTitilope Oduyebo, Shin Y. Kim) veröffentlicht ebenfalls am 08.09.2021 folgende Studie:

„Receipt of mRNA Covid-19 Vaccines and Risk of Spontaneous Abortion“

https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2113891

Meine Übersetzung: „Erhaltene mRNA Covid-19 Impfungen und das Risiko von spontanen Fehlgeburten“

In dieser Studie von Zauche et al. wird wieder auf ein ähnliches Patientinnen-Kollektiv zurück gegriffen und deren Schwangerschaften bzw. frühe Fehlgeburtsraten mit „historischen Kohorten“ verglichen und angeblich kein wesentlicher Unterschied gefunden.

ABER:

Die Studie erfasst nur Schwangerschaften im Zyklus vor Eintritt der Schwangerschaft und erst wieder ab der 6. Schwangerschaftswoche. Jeder, der auf unerfüllten Kinderwunsch spezialisiert ist, weiß, dass die kritischste Phase gerade in der frühen Schwangerschaft, also bis zu 6. Schwangerschaftswoche, liegt. Genau diese sensible Phase wird jedoch in der Studie ausgeklammert. Kein IVF-Zentrum würde diese Zeitspanne bei der internen Qualitätskontrolle seiner eigenen Schwangerschaftsraten nach IVF in der Statistik heraus nehmen.

Also ziehen die Autoren in meiner medizinischen Einschätzung einen absolut falschen Schluss und verneinen ein erhöhtes Fehlgeburtsrisiko nach / durch die Covid-Impfungen. Ich bezweifle das sehr!

Eine weitere Studie, die ebenfalls am 08.09.2021 veröffentlicht wurde, schließt auch ein erhöhtes Risiko durch die Covid-Impfung für die Schwangerschaft aus:

https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2784193

„Spontaneous Abortion Following COVID-19 Vaccination During Pregnancy“

Ich übersetze: „Spontane Fehlgeburt nach der Covid-19-Impfung während der Schwangerschaft“

Auch diese Studie von Kharabanda et al. berücksichtigt nur Schwangere, die im letzten Zyklus vor Schwangerschaftsbeginn geimpft wurden oder Schwangerschaften, die nach der 6. bis zur 20. Schwangerschaftswoche weiter gingen. Also wurde auch dieses Mal die kritischste Phase gerade in der frühen Schwangerschaft ausgelassen. Damit läßt sich wieder keine Aussage über die Sicherheit der Impfung machen.

 

26.10.2021 Dritte Ergänzung:

Ich erhalte immer wieder E-Mails, in denen ich gebeten werde, die Zahlen von Shimabukuro et al. zu korrigieren. Nachfolgend sind die Originalzahlen aus dem Forschungspapier zur Klarstellung gelistet (S. 2276 unten rechts):

827 beendete Schwangerschaften, davon:

712 Lebendgeburten
104 Fehlgeburten (davon 96 vor der 13. Schwangerschaftswoche)
1 Totgeburt
10 Abtreibungen bzw. Eileiterschwangerschaften
 

Zum Schluss noch zwei wichtige Anmerkungen:

– Wir wissen überhaupt nichts darüber, ob auch eine Covid-Impfung, die länger als 6 Wochen vor der Empfängnis statt fand, ggf. negative Auswirkungen auf den Schwangerschaftseintritt bzw. den weiteren Schwangerschaftsverlauf haben könnte. Und auch dieses haben Zauche et al. und Kharabanda et al. Nicht untersucht.

– Durch das verkürzte Zulassungsverfahren der gen-basierten Impfstoffe wurden keine Tierversuche durch geführt bzw. veröffentlicht. Deshalb wissen wir nichts darüber, ob diese Impfungen eine Gefahr für die Fortpflanzungsfähigkeit, die kindliche Fehlbildungsrate oder vermehrte Krebsentstehungen bedeuten könnte. Über Langzeitauswirkungen ist erst recht nichts bekannt.

Die Kinderwunschzentren könnten diese offenen Fragen relativ einfach und schnell anhand ihrer Statistiken überprüfen: jedes IVF-Zentrum (IVF = In-Vitro-Fertilisation = außerkörperliche Befruchtung) weltweit erhebt zur Qualitätskontrolle Daten über die Schwangerschaftsraten ihrer Patientinnen. Und der Impfstatus könnte sehr schnell Aussagen über die Schwangerschaftsverläufe der geimpften Frauen im Vergleich zur ungeimpften Kontrollgruppe ermöglichen.

Ich wiederhole meine dringende Bitte an alle Kinderwunsch-Zentren in Deutschland und weltweit:

Bitte werten Sie auf der Grundlage Ihrer Statistiken der IVF-Behandlungen die Gruppe der geimpften Frauen (unabhängig davon, wie lange die letzte/zweite Injektion zurückliegt) gegen die Kontrollgruppe der ungeimpften Frauen aus, und zwar bezüglich:

– wie hoch die Schwangerschaftsraten sind

– wie die Schwangerschaften weiter gehen

– ob es Unterschiede beim Geburtsausgang gibt?

Bitte warten Sie nicht ab, was die so genannte „Baby-Take-Home-Rate“ 2022 (d.h. die geborenen Babys) nach der IVF-Behandlung ergeben wird, denn dann wird es zu spät sein, um weiteren möglichen Schaden zu verhindern.

Hier geht es nicht um Politik, sondern um das Wohl unserer Patienten, ihrer ungeborenen Kinder und Familien und deren Zukunft.

Bitte helfen Sie, meine Befürchtungen zu widerlegen!