Impfstoff-Studie von AstraZeneca nicht zum ersten Mal gestoppt

Der Pharmakonzern hatte nach Erkrankung einer Probandin seine Studie ausgesetzt. Laut eines Medienberichts soll dies nicht der erste Prüffall gewesen sein.

Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca hat die klinische Studie für seinen Corona-Impfstoff nicht zum ersten Mal gestoppt. Dies berichtet die Nachrichtenwebsite Statnews unter Berufung auf Aussagen von Konzernchef Pascal Soriot während einer Videokonferenz mit Investoren am Mittwoch. Demnach waren die Tests mit dem Vakzin bereits im Juli unterbrochen worden, als ein Teilnehmer neurologische Symptome zeigte. Soriot zufolge wurde damals aber eine Multiple Sklerose diagnostiziert und ein Zusammenhang mit der Impfung ausgeschlossen.

Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2020-09/pharmakonzern-astrazeneca-corona-impfstoff-tests-studie-stopp


AstraZeneca war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Am Tag zuvor hatte der Pharmakonzern erklärt, dass die Studie mit seinem Impfstoff gestoppt werden muss – ohne den früheren Fall zu erwähnen. Bei dem aktuellen Vorfall geht es um eine Frau in Großbritannien, die Statnews zufolge tatsächlich den Impfstoff und kein Placebo erhalten hatte. Sie hatte Symptome ähnlich einer Transversen Myelitis gezeigt, einer Entzündung des Rückenmarks. Ihr soll es inzwischen besser gehen.

Die Universität Oxford, die den Impfstoff entwickelt hat, bestätigte, dass die Impfstudie sowohl in Großbritannien als auch in den USA, Brasilien und Südafrika unterbrochen wurde. 

Sollte sich ein Zusammenhang mit dem Impfstoff herausstellen, wäre dies ein schwerer Schlag für das Projekt, zitiert das britische Fachmagazin Nature News die Impfstoff-Expertin Marie-Paule Kieny vom französischen Gesundheitsinstitut Inserm. Sollte es keinen Zusammenhang geben, werde die Unterbrechung binnen Wochen aufgehoben, so Kieny.

Ein solcher vorläufiger Studienstopp sei nicht ungewöhnlich, hatte der US-Immunologe Anthony Fauci, der auch als Berater der US-Regierung tätig ist, am Mittwoch mitgeteilt. "Das ist eines dieser Sicherheitsventile, die man bei klinischen Studien wie dieser hat."

Das Vakzin AZD1222 zählte bisher zu den aussichtsreichen Kandidaten unter den potenziellen Corona-Impfstoffen. Während des Stopps sollen nun vorerst keine weiteren Probandinnen und Probanden geimpft und bisher geimpfte Personen weiter beobachtet werden. AstraZeneca werde die Untersuchung des Falls beschleunigen, damit sich das Zulassungsverfahren für den Impfstoff so wenig wie möglich verzögere, hieß es vom Unternehmen.

Viele Länder, darunter auch Deutschland, verfolgen die Strategie, mit möglichst vielen Pharmafirmen Vorverträge abzuschließen, um bei einem erfolgreichen Impfstoff rasch Zugriff zu haben. Auch die EU-Kommission hat schon mit sechs Herstellern Gespräche geführt. Mit dem Biontech-Konkurrenten AstraZeneca gibt es bereits einen Vertrag über die Lieferung von bis zu 400 Millionen Impfstoff-Dosen.